Standpunkt: Status Umweltschutz Februar 2020

Die aktuellen Themen, insbesondere die politischen Ereignisse, lassen die warnenden Umweltberichte der letzten Jahre schnell in Vergessenheit geraten. Es muß aber immer wieder, nicht nur mit oberlehrerhaftem Zeigefinger, darauf aufmerksam gemacht werden, daß kein wichtigeres Thema für unsere Zukunft existiert, als die Schaffung eines sauberen und funktionierenden Ökosystems.

Die Hinweise über die katastrophalen Zustände hinsichtlich der Gewässervermüllung mit Kunststoffabfällen, die entdeckte Anreicherung von Nanopartikel – eben aus diesen Abfällen stammend – in der Nahrungskette, die weiterhin abnehmenden Waldbestände und Ressourcen weltweit und andere Dinge mehr, sind im Tagesgeschehen untergegangen. Lediglich das Insektensterben findet mancherorts ein Gehör, wenn es meist dabei auch nur um die wirtschaftlichen Verhältnisse der Landwirte geht, in deren Bereich der Einsatz von chemischen Stoffen unterbunden oder eingeschränkt werden soll und die Bauern damit den unmittelbaren Konkurs befürchten.

Dann wäre da noch die Debatte um die steigenden Kohlendioxyd- und Feinstaubbelastungen. Diese bilden zusammen das allgegenwärtige Narrativ, welches als ein offizielles ‚Wir-tun-doch-was‘ benutzt wird. Dieses Tun entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Erpressungsmittel und interessantes Absatzfeld für vielfältige neue Produkte. Das E-Auto ist das bekannteste. Die CO2-Debatte ist offenbar konsumfördernder als alle Werbemaßnahmen zusammen. Natürlich ist die starke Erwärmung der Atmosphäre nachgewiesen, das soll nicht bestritten werden, aber eine Verhinderung der daraus – aber nicht nur daraus – abzusehenden Umweltkatastrophe wird mit den derzeitigen Maßnahmen nicht möglich sein.

In den letzten 3 Jahren ist nichts geschehen, was die Umwelt praktisch und langfristig entlastet. Im Gegenteil; die Güterproduktion, der Energieverbrauch und die Abfallberge sind weltweit weiterhin stark gestiegen. Die in großer Zahl in Deutschland aufgestellten Windkraftwerke decken derzeit rund 18% (Quelle: UBA 2018) des jährlichen nationalen Strombedarfs. Die regenerativen EQ insgesamt rund 36%. Ein Ausbau der regenerativen Energieversorgungssysteme ist in Deutschland kaum noch möglich. Trotzdem sollen die AKW und Kohlekraftwerke in Bälde hier vom Netz genommen, die E-Mobilität gefördert und stromfressende Digitaltechniken weiter ausgebaut werden. Der dafür notwendige Strom wird dann im europäischen Stromverbund zugekauft. Das wird eine sehr unsaubere und teure Lösung, nur um die hiesigen Umweltvorgaben schönzurechnen. Nicht alles an Strom kann aus dem ‚sauberen‘ Norwegen kommen. Es wird vieles aus den ach so verschmähten, überalterten und schmutzigen Atom- und Kohlekraftwerken aus dem Rest von Europa hergeschafft.

Und weiter; das anhaltende Problem der Kunststoffvermüllung der Gewässer, insbesondere der Weltmeere, ist nicht gelöst, es ist noch nicht einmal konkret angegangen worden, außer, daß viel Papier beschrieben wurde. Gut, das Forschungsschiff der Alfred-Wegener-Stiftung untersucht derzeit Strömungen mit Kunststoffpartikel im Nordatlantik. Aber, die Frage des gesunden Menschenverstandes ist doch; wie kommen diese überhaupt ins Meer? Jene Frage ist, man staune, bereits seit langem beantwortet; nur es wird gegen diese Verschmutzungsquellen nichts getan. Denn dann müßten wir alle u.a. in folge unseren Konsum sehr stark einschränken – was durchaus machbar wäre – und die Industrie würde viel weniger produzieren – was nicht erwünscht ist -.

Zwei Dinge sind für die Wirtschaft maßgebend; erstens, das gegenwärtige System muß bestehen bleiben und zweitens, mit der Aufarbeitung von Abfällen läßt sich kein gutes Geld verdienen. Der Neo-Liberalismus hat diese beiden für ihn handlungsbestimmenden Umstände anscheinend in Beton gegossen.

Internationale Einhaltung von Umweltabkommen, eine wirksame internationale Bevölkerungs- und Bildungspolitik in Verbindung mit einer weltweiten Konsumreduzierung sind das dringende Gebot. Hier muß jeder auf jeden achten. Zudem ist es erforderlich, Systeme aufzubauen, welche die bisherigen Verschmutzungen und Schäden an der Umwelt wieder in Ordnung bringen. Die Technologie hierfür ist vorhanden. Das sind politisch einzufordernde Notwendigkeiten, welche derzeit in keiner Weise nachgekommen wird.

Dipl.-Ing. Reinhard Nottberg
73770 Denkendorf, im Februar 2020